„Die schönsten Tage warn schon immer die Nächte“ – Das wurde ja schon of besungen. Und die zweitschönsten Nächte waren die, in denen man mit etlichen gleichgesinnten, teils nerdigen Leuten gezockt hat.
Die Hochzeit der LAN-Parties war wohl zwischen dem Ende der 90er und dem Anfang der 2010er Jahre. Zumindest gab es da viele große und kleine private Events. Fast noch wichtiger waren aber die Spiele. In der Zeit gab kamen Spiele wie zum Beispiel:
– Quake 3 Arena – Das Spiel hat Formel für Arena-Shooter endgültig festgelegt.
– Delta Force II – ein etwas ernsthafterer Egoshooter im Militärsetting.
– Warcraft II und III – Strategiespiele in einem frischen Fantasy-Szenario und die Grundlage für den Erfolg von WoW.
– Flatout 2 – Crashcar Autorennen bei dem gerempelt und verschrottet wird.
– Battlefield II – Panzer, Heli, Jet, Jeep – Alles kann genutzt werden um die Gegner zu besiegen.
… und noch so viele mehr.
Die Spiele kamen damals auch meist mit einem echten LAN-Modus. Neuere Spiele setzen ja immer auf eine aktive Onlineverbindung, was spielen im Netzwerk schwierig macht, da man nicht mal einen eigenen Server hosten kann.
Der normale Ablauf einer LAN-Party war im Grunde immer so:
Ein paar Leute fangen an und legen Mehrfachsteckdosen (die man natürlich niemalsnicht hintereinander in Reihe verlegen darf!!) im Raum aus, dann steht meist zentral ein Switch an dem dann die ganzen Netzwerkleitungen der einzelnen Rechner angeschlossen werden.
Sind alle Gäste nach und nach eingetroffen begann das eigentliche Drama. Man konnte auf jeden Sitzplatz eine IP-Adresse anbringen, trotzdem schafften es maximal 50% die IP-Adresse auch richtig einzustellen. Manche wollten eine andere IP nutzen, weil der Hamste an einem bestimmten Tag Geburtstag hatte oder weil sie zuhause immer die IP benutzen. DHCP-Server wurden seltenst benutzt.
Wenn alle Rechner dann im Netzwerk waren wurde das Drama gesteigert. Selbst wenn Wochen vor der LAN-Party abgeklärt wurde welche Spiele man in welcher Version installieren sollte und welchen „Cr*ck oder K*ygen“ man nutzen muss begann die große Installationsorgie. So vergingen die ersten Stunden mit Konfigurieren und Installieren bevor überhaupt der erste Spacemarine mit der Railgun ins digitale Jenseits befördert werden konnte. Wollte man heute noch mal eine LAN-Party machen, darauf hätte echt keiner Bock, weil älter, weniger Zeit und und und…
Da kommt jetzt die LAN-Party-Box ins Spiel.
Nachdem ich vor einer Weile ein Windows10-Image für LAN-Parties vorbereitet hatte, das man einfach auf ein paar alte Notebooks installieren kann, brauchte man noch eine Lösung für das oben beschriebene Installations- und Konfigurationsdrama. Eine All-In-One-Lösung musste her.
Das Pflichtenheft für den LAN-Party-Server füllte sich langsam im Kopf:
a- Ein DHCP-Server zur einfachen IP-Verwaltung.
b- WiFi muss möglich sein um die Notebook-Krieger nicht mit zu vielen Kabeln zu überfordern.
c- Schön wäre ein integrierter Netzwerkswitch um unnötiges Kabelgewirr zu vermeiden.
d- Alles irgendwie kompakt und einfach aufzubauen in einem Gehäuse.
e- Transportabel sollte das Gerät sein, um LAN-Parties an den gerade verfügbaren Locations veranstalten zu können.
f- Die Images und Installationsdateien für die Spiele sollten auch im Netzwerk zur Verfügung gestellt werden (FTP oder Webinterface).
-> Bis hierher wäre eine alte Fritzbox oder sonst ein alter WLAN-Router mit USB-Port ausreichend, aber man macht sich ja weiter Gedanken…
g- Nice2have wäre auch eine Möglichkeit verschiedene Gameserver laufen zu lassen. Vielleicht gibts da irgendwelche Dockerimages.
h- Dann reicht da wohl kein Raspberry.
i- Wenn da ein kompletter Rechner drin ist, wäre ein Display schon angenehm um die Serverdienste zu managen, falls man mal keine Lust auf SSH hat.
OK, das ist schon mal ne ordentliche Liste.
Die Lösungen für die einzelnen Punkte kamen dann nach und nach und so langsam wurde die „Vision“ des Endprodukts klarer.
– Punkt a und b erledigt ein kleiner WiFi-Router von TP-Link.
– Für Punkt c hatte ich noch einen alten Netgear 16Port Gigabit-Switch in meiner Netzwerkkiste liegen.
– Für die Punkte d und e ist eine L–Boxx die richtige wahl – die sind stabil, transportabel und bewährt.
– f, g und h materialisierten sich dann in einem gebrauchten Office-Dekstop, die gibt es schon für ca. 100€ bei ebay oder amazon.
– Anforderung i, das Display gabs bei AliExpress. ein kleines 7″ LCD mit Touchfunktion und 1024×600 sollte für ein bissl Status anschauen ausreichend sein.
Also wurde merst mal geprüft, ob alles in die Box passt und das sah schonmal gut aus:
Dann hab ich die Teile mal in der Box sortiert um ein Gefühl dafür zu bekommen, was wohin muss und angefangen Ausschnitte für Display, Switch, Spannungsversorgung usw. in die Box zu machen.
Um die ganze Hardware dann in der Box zu fixieren hab ich mir passende Halterungen für alles gezeichnet und alles mit der Box verschraubt:
Einen Lüfter links und einen Luftauslass rechts wurde auch noch eingebaut um eventuelle Hitzeprobleme zu vermeiden. Hier mal eine „Rundumansicht“ der LAN-Party-Box:
Auf dem Rechner läuft ein aktuelles MINT-Linux und die Docker-Container. Somit ist die Kiste einsatzbereit. Die Installationsdateien für die Spiele und das Lan-Party-Windows liegen auf der Platte des Rechners und werden über ein Webinterface des „filebrowser“-Containers und einen „vsftp“-Container bereitgestellt. Zur Verwaltung der Container nutze ich Portainer.
Das Webinterface sieht so aus:
Fehlen noch die dedicated Gameserver, da bin ich gerade am schauen, was es da alles gibt. Quake III und Trackmania sind wohl problemlos möglich, für den Rest findet man sicher Lösungen und lokal hosten geht ja immer noch.
Was mir nicht ganz gefällt sind die Netzwerkdurchführungen an der rechten Seite – der WiFi-Router und der Rechner müssen ja mit dem Switch verbunden werden. Leider hat der Switch keine Ports an der Hinterseite, somit müssen die beiden Netzwerkkabel aussen an der Box entlang geführt werden. Bis auf den Punkt bin ich echt zufrieden mit dem Teil und denke das „L“ in „L-Boxx“ stand schon immer für LAN-Party…